Politische Kulturfragen

Nach Sommerpause und Wahlkreistour komme ich mal wieder zum Schreiben. Mich treibt momentan die politische Kultur hier im Kreis um. Dazu muss ich etwas ausholen. Ich finde es wunderbar, dass wir in einer Demokratie leben, in der viele verschiedene Parteien und Meinungen einen Platz haben - auch welche, die mir nicht gefallen. All denjenigen, die unsere Demokratie anzweifeln, empfehle ich ein Jahr in China oder auch im Iran. Die Idee von Demokratie ist ja, dass jeder Mensch sich eine Partei oder manchmal auch eine Person, eine Politikerin auswählt. Betonung liegt auf "jeder Mensch" und "wählt". Und zwar wählt frau oder mann sich diejenige oder denjenigen aus, der sie/ihn AM BESTEN repräsentiert.  Das heißt, wir wählen die Partei oder Person aus, die unsere Interessen, unsere Meinungen, unsere Wünsche bestmöglichst verkörpert, dafür einsteht, sie vertritt und verteidigt. Niemals werden wir uns in ALLEN Punkten mit einer Partei oder Person identifizieren können. Aber so vom Grundsatz her sollten Einstellungen, Vorstellungen, Interessen passen.

 

So, und jede Partei hat ein anderes Bild davon, wie unsere Gesellschaft auszusehen hat. Es gibt Parteien, die sind der Meinung, der Markt reguliere alles und machen entsprechende Politik. Für mich heißt das allerdings, nur die Starken gewinnen und machen sich die Welt zu eigen, alle anderen müssen sehen, wo sie bleiben. Nicht meine Überzeugung. Dann gibt es Parteien, die wollen, das am besten alles so bleibt, wie es ist. Die, die Privilegien und Besitz haben, sollen sie/ihn behalten. Meine Villa, meine Pferde, meine E-Klasse. Wohlgemerkt nicht, mein ÖPNV, denn den benutzt Mann/Frau mit Privilegien häufig nicht. Hauptsache, mein Garten ist grüner als der von anderen und nach mir die Sintflut. Auch nicht meine Überzeugung. Dann gibt es Parteien, die halten noch nicht einmal was von Menschenwürde, von Anstand, von Respekt gegenüber Menschen, im Gegenteil, sie unterstützen Aufrufe zur Gewalt, manipulieren und lügen. Das ist definitiv nicht meine Überzeugung und meiner Meinung nach auch nicht mehr auf dem Boden unserer gemeinsamen Werte. Dann gibt es Parteien, denen sind die Umwelt und die Verantwortung der Menschen für diese so wichtig, dass sie sie immer vorndran stellen. Kann ich gut mit leben. Ich bin allerdings der Überzeugung, dass wir immer den Menschen und die Gesellschaft, in der wir zusammen leben, in den Mittelpunkt stellen sollten. Und, dass wir alle auf einem Planeten leben, dass wir alle im Grunde friedlich mit unseren Lieben leben, dass wir unsere Kinder zur Schule schicken, unsere Blumen gießen, arbeiten und mit anderen lieben Menschen eine gute Zeit verbringen möchten. Und das geht am besten, wenn es niemandem an etwas mangelt, wenn es allen im Grunde gut geht. Dafür gibt es auch Worte: Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität. Wenn Sie das in die Suchmaschine eingeben, landen Sie - bei der SPD. Das ist mein Zuhause, hier bin ich mit meinen Werten gut aufgehoben. Die SPD entspricht meinen Interessen, Meinungen, Wünschen, Einstellungen, Vorstellungen, Interessen AM BESTEN. Wir passen nicht in ALLEN Punkten zusammen. Das ist völlig normal, kann gar nicht anders ein. Ist jedoch kein Grund, sich nicht zu engagieren oder nicht wählen zu gehen. Denn dann trifft jemand für uns die Entscheidungen, der vielleicht ganz andere Pläne mit uns hat als wir das wollen. Zum Beispiel Frauen zurück an den Herd, möglichst viele Kinder kriegen und sonst Klappe halten. Randbemerkung: Werfen dieselben Leute, die solche Verhältnisse hier wieder einführen wollen, nicht genau so ein Verhalten den Menschen muslimischen Glaubens vor? Finde den Fehler.

 

Aber zurück zum Thema. Dass es also verschiedene Parteien gibt, finde ich gut und richtig. Schließlich gibt es auch verschiedene Menschen. Verschiedene Lebenssituationen. Und und und. Was ich sehr merkwürdig finde, ist die Art und Weise, hier bei uns im Kreis miteinander umzugehen. Ehrlich gesagt erinnert mich das manchmal ein bisschen an Kindergarten. Ich arbeite für das Wohl der Menschen, aller Menschen, egal, ob sie in einem CDU-geführten Ort wohnen oder einem SPD-geführten oder sonstwas. Es gibt aber meinem Eindruck nach Politiker, die Bürger in ihrem Heimatort oder in Orten, die ihre politische Farbe haben, besser stellen als andere. Politiker*innen, denen der eigene Machtanspruch wichtiger ist als das Wohl der Menschen um ihn/sie herum. Kann ich das als Bürger gut finden? Nö. Ich finde, jemand, der so agiert, verdient das Vertrauen der Bürger nicht. Sollte sich damit jetzt jemand angesprochen fühlen, so möge er oder sie in einer ruhigen Minute in sich gehen und darüber nachdenken, ob das so gut und richtig ist. Es ist meiner Meinung nach auch völlig unnötig, beispielsweise mit Fotos Kindergarten zu spielen: Hast du nicht meine Farbe, so kommst du nicht mit auf das Bild oder ich schneide dich raus. Das können meine Kinder auch. Was sie (noch) nicht können, ist über den Dingen stehen, andere Meinungen respektieren und vielleicht sogar wertschätzen und gemeinsam für die beste Lösung für möglichst viele Menschen streiten. So sollte politische Kultur sein. Dann würden sich vielleicht auch wieder mehr Menschen für Politik interessieren.

 

Die wichtige Frage für mich ist also: Was kann ich als Politikerin tun - und was muss ich lassen -, um meine Werte und Vorstellungen und diejenigen Menschen, die diese teilen, bestmöglichst zu vertreten. Und was kann ich tun, damit sich die politische Kultur ändert und die Demokratie in unserem Lande gestärkt wird. Ideen? Her damit.